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Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis – wenn perfekt nicht perfekt ist

qualifiziertes Arbeitszeugnis

Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis – wenn perfekt nicht perfekt ist

Jede Person, die schon einmal einen Job hinter sich gelassen hat kennt es: das warten aufs Arbeitszeugnis. Wurde es mit Wohlwollen oder Abneigung verfasst? Und wie sieht ein qualifiziertes Arbeitszeugnis überhaupt aus? Das und mehr erfährst Du hier!

Was ist ein Arbeitszeugnis?

Es ist so ziemlich das, wonach es klingt: nach dem Ende einer Zusammenarbeit, eines Anstellungsverhältnis schreibt der Vorgesetzte oder die Personalabteilung ein Zeugnis, in dem Deine Leistung, Deine Arbeitsethik und Dein Verhalten bewertet werden. Erinnert Dich das an die Kopfnoten auf den Schulzeugnissen? Ja, so ähnlich ist es tatsächlich. Allerdings ist das Arbeitszeugnis nicht nur dafür da, dass Du einen neuen Job finden darfst wie einst das Schulzeugnis. Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis kann Dir Türen öffnen, denn der zukünftige Arbeitgeber lernt Dich und Deine lobenswerten Qualität kennen durch eine dritte Partei, die nichts davon hat, Dir ein übertrieben gutes Zeugnis auszustellen. Ein schlechtes Arbeitszeugnis hingegen, nun. Das kann Dir Türen verschließen.

Mach Dir darum aber keine Sorgen, denn selbst wenn Du nicht auf freundlichem Fuß aus der letzten Firma ausgeschieden bist, wird Dein Arbeitszeugnis Dich nicht verfluchen. In Deutschland müssen Arbeitszeugnisse wohlwollend und möglichst ohne persönlichen Bias geschrieben werden. Das heißt, dass selbst wenn Du und Dein Chef euch regelmäßig wegen Dingen gestritten habt, die keine Verbindung zur Arbeit hatten, wird sich das nicht so im Zeugnis widerspiegeln. Jedes Zeugnis, das unter der Note Befriedigend liegt bedarf einer triftigen Rechtfertigung. Inklusive gegebenenfalls Beweise für etwaiges Fehlverhalten.

Aber was heißt eigentlich „qualifiziertes“ Arbeitszeugnis?

Bei Arbeitszeugnissen gibt es ein paar Begriffe, die weitestgehend eine Definition besitzen. Beispielsweise stets, immer, stets zur vollsten Zufriedenheit, zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit, etc. Diese Worte sagen Dir vielleicht nicht viel. Aber der Personaler, der Deine Bewerberakte in die Hände kriegt versteht sie. Denn in der Welt der Personalabteilung gibt es den Konsens der Codierung.

Denn diese Begriffe gehören zu einer Art Schulnote. Stets zur vollsten Zufriedenheit und immer zum Beispiel gehören zur Bestnote, 1. Fehlt das stets, oder steht vollen Zufriedenheit da anstatt vollsten, ist das äquivalent zur Note 2. Die schlechteste Note, 6, wird nur selten vergeben. Dann aber mit den Worten hat sich bemüht.

Der Unterschied zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Arbeitszeugnis

Man könnte meinen, dass es sich um das gleiche Dokument handelt. Das ist ein Trugschluss. Hier findest Du eine Auflistung der größten Unterschiede.

Einfaches Arbeitszeugnis

Hier werden meist einfach nur Deine Arbeitsdauer und die Position benannt, die Du in der Zeit bekleidet hast. Außerdem nennt ein einfaches Zeugnis Aufgaben, die Du regelmäßig erledigt hast.
Im einfachen Zeugnis findest Du keine Aussagen über Deine Arbeitsmoral, Dein Verhalten oder Deine Soft Skills.

Ein einfaches Zeugnis stellt man meist aus, wenn der Arbeitnehmer nur eine kurze Zeit beschäftigt war und man deswegen sein Verhalten und seine Fähigkeiten nicht einschätzen kann.
Jeder Arbeitnehmer hat das Recht auf die Ausstellung eines einfachen Arbeitszeugnisses.

Qualifiziertes Arbeitszeugnis

Wie das einfache Arbeitszeugnis auch erklärt das qualifizierte Arbeitszeugnis Deine Anstellung, Position, Aufgaben und die Dauer Deiner Anstellung.

Dort enden aber auch die Gemeinsamkeiten. Denn diese Art von Zeugnis berichtet über Deine Fähigkeiten, Dein Verhalten gegenüber Kollegen, Vorgesetzten und Kunden und auch über Deine Einstellung gegenüber der Arbeit. Die Bewertung verläuft einigermaßen genormt, denn sie verwendet ausgewählte Begriffe der Benotung. Vielleicht können ein paar Organizer oder Aktenordner und Locher Dir helfen, in Zukunft etwas organisierter zu Arbeiten?

Außerdem musst Du dieses Arbeitszeugnis anfordern, da Du in der Holschuld stehst. Stellst Du keinen Antrag, muss der Arbeitgeber Dir nur ein einfaches Arbeitszeugnis ausstellen.
Damit alles funktioniert, solltest Du diesen Antrag schriftlich und datiert stellen, damit der Arbeitgeber nun nachweisbar in der Bringschuld steht. Der Antrag kann formlos und ein einfacher Zweizeiler sein, nur das Datum, der Begriff des qualifizierten Arbeitszeugnis und Deine Unterschrift müssen vorhanden sein.

Wie sieht ein qualifiziertes Arbeitszeugnis aus?

Abgesehen von der Wahrheitspflicht und Wohlwollenspflicht muss das Zeugnis noch ein paar andere Eigenschaften besitzen.
Es muss klar verständlich geschrieben sein und darf durch offene Kritik nicht den Arbeitsnehmer bei seiner weiteren Jobsuche behindern. Solche Kritik ist tatsächlich verboten. Aber auch die Struktur soll weitestgehend einer Norm folgen.

Struktureller Aufbau

  • Arbeitgeberdaten stehen im Briefkopf
  • Darauf folgt die Überschrift – „Arbeitszeugnis“
  • Danach kommen Deine Daten, wie Name, Geburtsdatum, gegebenenfalls Deine Anschrift
  • Position und Beschäftigungsdauer
  • Aufgabenbereich
  • Die Bewertung Deiner Leistungen
    -Arbeitsbereitschaft (Schichten abdecken, Überstunden, Notdienste, etc)
    -Art und Weise, auf die Du Deine Aufgaben erledigt hat (motiviert, effizient, gründlich, selbstständig, etc.)
    -Deine Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zur Ausübung der Position nötig sind
    -Warst Du in der Regel erfolgreich oder nicht? (Besonders in Vertriebspositionen relevant)
  • Darauf folgt die Bewertung Deiner Softskills wie Deinem Sozialverhalten und falls Du in einer Führungsposition warst auch deine Führungsqualitäten.
  • Oft wird hier der Trennungsgrund genannt (auf eigenen Wunsch, Umorientierung, strukturelle Veränderung, etc.)
  • Die Schlussformel und die guten Zukunftswünsche
  • Wie bei jedem offiziellen Schriftstück: Ort, Datum, Unterschrift

Man sollte meinen, dass die wichtigsten Hinweise für einen potentiellen zukünftigen Arbeitgeber im Abschnitt der Leistungs- und Soft Skill-Bewertung liegen.
Tatsächlich ist aber auch die Grußformel, und noch mehr, der Zukunftswunsch ein wahres Signalfeuer für den Personaler.

Sollten die Zukunftswünsche fehlen, dann ist das nicht einfach ein Versehen. Es ist ein Hinweis darauf, dass der letzte Arbeitgeber dem Bewerber nicht gutgesinnt ist. Oft wird dieser Umstand dann so umgelegt, dass zumindest ein Teil der „Schuld“ beim Bewerber liegt.
Das kann bereits Grund für eine Ablehnung einer Bewerbung sein.

Ob Du nun Personaler oder Angestellter bist

Es kann nicht schaden, wenn Du die Formulierungen und die Bedeutungen kennst und weißt, worauf es bei einem qualifizierten Arbeitszeugnis ankommt.

FAQ – qualifiziertes Arbeitszeugnis

Ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis besser als ein einfaches?

Es hat nicht direkt mit der Qualität oder Aussagekraft des Zeugnisses zu tun, ob Du ein einfaches oder qualifiziertes erhältst. Oft liegt es nur an der Dauer Deiner Firmenzugehörigkeit.

Ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis mit Bestnoten überall das beste Zeugnis?

Das sollte man meinen, allerdings tendieren Personaler dazu, diese Zeugnisse mit etwas Skepsis zu betrachten. Viele bevorzugen Zeugnisse, die auch erkennen lassen, dass es sich um einen Menschen handelt, der nicht immer perfekt ist. Niemand mag Lobhascherei und selbst verfasste Zeugnisse.

Wie lang darf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis sein?

2 bis 3 Normseiten sind die Grenze, denn mehr kann eigentlich gar nicht über einen scheidenden Arbeitnehmer zu sagen sein, ohne dass es wirkt, als versuche man ihn in unnatürlich gutes Licht zu stellen.

Quellen